Vor einigen Jahren bin ich von der Fachkraft zur Führungskraft gekommen. Ungefähr so, wie die Jungfrau zum Kinde. Nur ohne Stall und Kuh, dafür als Esel. Vielleicht kennst Du auch solche Menschen in Deinem Betrieb, die aufgrund jahrelanger Betriebszugehörigkeit auf einmal vom Macher zum Leader werden.
Den Bock zum Gärtner gemacht?
…das denkt vielleicht der eine und andere, wenn der Gegenüber auf einmal in dieser Situation steckt. Doch nur weil man fachliche Qualifikationen hat, heißt doch noch lange nicht, dass man auch Führungsqualitäten mit am Start hat. Sicher hat der eine und andere spezielle Programme geladen. Andere können dies – vielleicht nicht von heute auf morgen – mit der Zeit lernen.
Aus Gesprächen heraus ein Modell entwickelt
In den letzten 33 Monaten habe ich aus über 220 Gesprächen heraus mit 42 Menschen – Führungskräfte, Fachkräfte, Selbständige, Unternehmer und selbständige Unternehmer – ein Modell der 7 tierischen Cheftypen entwickelt. Ein Modell dient ja auch immer dazu, um sich mit den Fragen der Welt auseinander zu setzen. Auch wenn die Antwort auf alle Fragen ja bereits seit Jahrzehnten auf der Hand liegt. Denn die Antwort lautet – wie jeder einigermaßen belesene Mensch wissen sollte – 42.
Die 7 tierischen Cheftypen
Nach ihrer Art und Weise habe ich die Chefs einem Tiertyp zugeordnet und man darf sich ruhig wundern, wenn man sich bei der einen und anderen Figur vielleicht wieder erkennt. Schließlich sind wir ja auch alles nur Menschen. Oder sind wir Tiere? Nun ja. Auf die Frage, wie ich denn auf Tiere gekommen bin. Na ganz einfach. Umgangssprachlich gibt es ja auch die Redensart: Der Fisch stinkt vom Kopf her. Noch Fragen?
Die Cheftypen in Kürze:
- der lockere, kumpelhafte Typ – trinken wir noch einen?
- der eher ernste und sehr sachliche Cheftyp
- der narzisstische Cheftyp – Es kann nur einen geben!
- der unscheinbare Typ – ja wo laufen sie denn?
- der Ordnungsfanatiker – Ordnung ist das halbe Leben!
- der Selbstdarsteller – was kann er denn wirklich?
- der Flegelhafte – der Sohn wird Chef oder wäre es gerne
1. Der kumpelhafte Cheftyp
Der kumpelhafte und lockere Cheftyp sorgt fast täglich für gute Stimmung. Jeder ist bei ihm willkommen und gerne gesehen. Er greift auch nie so wirklich durch und hier macht arbeiten Spaß. Er kann die anderen motivieren und gibt auch gerne mal einen aus. Leider geht dies nur bis zu einem bestimmten Punkt, denn da mittlerweile auch bei einigen Menschen „nehmen seeliger ist als geben“ und Beziehungen dadurch ins Ungleichgewicht geraten, greift dieser Cheftyp dann auch irgendwann zu Maßnahmen, an die man so nicht gedacht hätte. Das kann dann auch mal nach hinten losgehen und die Stimmung ist im Keller. Die Gratwanderung zwischen „nie so richtig durchgreifen“ und dadurch „nicht ernst genommen zu werden“ und irgendwann mal schlagartig auf den Punkt zu kommen, ist schwierig und damit zu polarisierend.
Da er sich allerdings überwiegend und intensiv um seine Mitarbeiter kümmert, habe ich diesem Cheftyp den Orang-Utan zugeordnet, der sehr fürsorglich mit seinem Umfeld umgeht, solange es das Umfeld auch mit ihm macht.
2. Ernst und sachlich geht es weiter
Hier steht Disziplin ganz hoch im Kurs. Emotionen sind eher Nebensache bei diesem etwas reservierten Cheftyp. Auch Mitarbeitern, die schon länger am Start sind, verhält er sich gegenüber eher kühl, sachlich und zurückhaltend. Man könnte ihn auch damit beschreiben, dass „nichts gesagt, schon Lob genug ist“.
Er ist definitiv zielstrebig auf Kurs und stets fair zu seinen Mitarbeitern. Wenn man mit der kühlen Art zurecht kommt, hat man hier auf jeden Fall dauerhaft einen sicheren Job bei diesem sehr selbstbewussten Typ. Selbstbewusst aber dahingehend definiert, dass er sich seiner selbst bewusst ist und seine Grenzen kennt. Im Ernstfall dafür auch definitiv aus der Komfortzone kommt, um mit Fleiß und Zielstrebigkeit am Ball zu bleiben.
Diesem Cheftyp habe ich ganz klar den Wolf zugeordnet. Er ist fair zu seinem Rudel und muss mit keinem um die Rangordnung kämpfen. Denn dies geschieht nur bei Wölfen, die in Gefangenschaft leben. Wölfe sind zum Menschen hin absolut distanziert und bleiben eher auf Abstand, statt sich ihm zuzuwenden. Allerdings fehlt es ein wenig Kooperation im Miteinander. Aber wer ist schon perfekt?
3. Der narzisstische Typ lebt in der Diktatur
Sehr schwierig kann es auf Dauer mit diesem Cheftypen werden. Du lebst in einer Demokratie und arbeitest in einer Diktatur? Dieser Cheftyp kommuniziert nur mit seinesgleichen und Mitarbeiter sind nicht mit ihm auf Augenhöhe. Aus dem Umgangssprachlichen sind Worte, wie Baulöwe und Salonlöwe als Bezeichnung für sehr einflussreiche Menschentypen bekannt und daher habe ich diesem Cheftyp den Löwen zugeordnet. Löwen treten oftmals im Rudel auf und sind in dieser Gemeinschaft richtig stark.
Auf Dauer muss man sich – besitzt man einen gesunden Menschenverstand – jedoch fragen:
- wie lange halte ich diese Diktatur aus?
- wie bin ich hier herkommen und
- warum? aber viel wichtiger:
- was muss beim Jobwechsel beachten?
Auf Dauer immer nur zustimmen, um nicht von den Spitzen Zähnen des Löwen aufgespießt zu werden, kann sehr anstrengend sein. Eine Lösung wäre es, irgendwann den Kopf in den Sand zu stecken. Denn auch die beste Bezahlung ist auf Dauer definitiv keine Motivation und die Rente kein erstrebenswertes Ziel.
4. Der eher unscheinbare scheint vermeintlich nur abzuhängen
Kommt man neu in eine Firma oder ist zu Besuch mal auf einem anderen Planeten und kann zwischen Mitarbeiter und Chef kaum unterscheiden, obwohl dieser im Raum sein soll, dann bist Du genau bei diesem Typen gelandet. Er ist von dem ganz normalen Mitarbeiter kaum zu unterscheiden und freut sich auch immer darüber, wenn die Mitarbeiter die Entscheidungen treffen. So richtig wohl fühlt er sich in seiner Rolle nicht und mit Sicherheit ist er dort auch gar nicht angekommen.
Ein wirklicher Unternehmer ist er definitiv nicht, denn ein Unternehmer ist ja auch nur der, der etwas unternimmt. Er würde sich lieber verkriechen und zurück in die Rolle als Fachkraft flüchten oder besser noch in der Masse einfach untertauchen. Diesem Typen habe ich den Koala zugeordnet. Er hängt lieber im Baum ab und kaut genüsslich auf den Eukalyptusblättern rum. Er gehört zwar auch ins Ökosystem, fällt nicht großartig auf und was seine wirkliche Rolle ist, weiß auch keiner.
5. Ordnung ist das halbe Leben und dafür steht dieser Typ
Hier muss alles in geordneten Bahnen ablaufen. Mit Disziplin und Gewissenhaftigkeit geht es genau so weiter, wie es die letzten Jahre schon lief. Und wenn es nicht lief, ist das auch egal. Es wird genau so weiter gemacht. Willst Du hier nicht anecken, solltest Du alles beim Alten lassen und einfach weitermachen. Oder wie es die Regel Nummer drei in dem Film Ronin mit Sean Reno und Robert DeNiro besagte: „Akzeptieren und weitermachen“.
Wachstum steht hier nicht wirklich im Kurs und dessen solltest Du dir bewusst sein. Willst Du ohne Wachstum auf Dauer auf dem immer gleichen Kurs bleiben ohne Höhen und Tiefen?
Ich habe diesem Typen das Eichhörnchen zugeordnet. Es vergräbt die Nüsse vor dem Winter, weil es das schon immer so macht. Ob und wie diese nachher gefunden werden, das ist eher zweitrangig. Entscheidend ist doch erst einmal, dass die Nüsse verbuddelt werden. Einziger Vorteil beim Eichhörnchen: die vergrabenen Früchte tragen zu neuem Wachstum bei. Somit hat auch dieser Typ sicher seine Daseinsberechtigung.
6. Wenn sich jeder selbst darstellen würde
Der Selbstdarsteller unter Chefs mag – ähnlich wie der Löwe – auch auf anderen Hemisphären schweben. Er duldet allerdings auch keinen anderen neben sich. Das macht es auch nicht wirklich besser. „Hochmut kommt vor dem Fall“ – passt hier definitiv, wie die Faust aufs Auge. Leider wird er es alleine nicht weit bringen, aber darauf muss er selbst kommen. Spätestens, wenn alle weg sind, könnte ein Geistesblitz kommen. Aber dann fällt er wohl eher in die Opferrolle, dass nämlich alle anderen „schuld sind“ an der Misere.
Du erkennst ihn auf jeden Fall an seinem Hochmut und an seiner Arroganz Von daher ist im täglichen Miteinander auf jeden Fall Zurückhaltung gefragt. Ob man dies auf Dauer durchhält ist hier die Frage. Vielleicht stellst Du dich ab und zu mal schwächer dar, damit er mit seiner Überlegenheit glänzen kann. Ob das auf Dauer nicht krank macht, sollte dann nicht in einem Selbstversuch enden. Aufgrund seiner selbsdarstellerischen Art habe ich ihm das Einhorn zugewiesen. Man weiß nicht wirklich, ob es diesen Typen so je gegeben hat. Doch glaubt man den Quellen, die es hier und da gibt, dann ist das Fremdbild doch deutlich unterschiedlich vom Selbstbild zu sehen. Denn glänzendes Fell und rosafarbene Schuhe sucht man bei den Artgenossen, auf die Marco Polo gestoßen sein soll, vergeblich…
7. Der Flegelhafte Chef-Sohn
Es gibt so Typen, die sind einfach da und jeder fragt sich was der eigentlich will und kann.
Wie ist dieser Typ Chef geworden? Gar nicht, der war es einfach!
Was kann der eigentlich, was ihn zum Chef macht? Richtig! Nichts!
Wird der auf Dauer glücklich in seiner Rolle? Auf keinen Fall!
Der macht jeden für sein eigenes Unvermögen verantwortlich und würde viel lieber, was ganz was anderes machen, traut sich aber nicht aus der Rolle raus, die ihm Mutti und Vati aufgedrückt haben. Darunter müssen die Mitarbeiter leiden. Es sei denn, sie suchen das Weite, denn ihm Paroli zu bieten, heißt nur auch den Zorn des Donners täglich auf sich zu ziehen. Es vermischt sich ein bisschen das Einhorn mit dem Löwen mit dem einzigen Unterschied, dass es an jeglicher Fachkompetenz mangelt.
Man kann diesen Typen daher auch als Nilpferd-Chef bezeichnen. Warum? Ganz einfach:
Der taucht auf, reißt das Maul und gibt irgendwas wenig gehaltvolles von sich, um dann wieder abzutauchen…
Statistisch betrachtet sieht das Ganze dann noch so aus:
- durch Haiangriffe sterben jährlich gerade mal 5 Menschen
- durch Angriffe von Löwen gerade mal 50 Menschen im Jahr
- durch Nilpferde – die SEHR angriffslustig werden können – immerhin 100 Menschen
- getoppt von herunterfallenden Kokosnüssen sage und schreibe 150 Menschen jährlich
Also wenn man bei diesem Cheftypen nicht eingeht und gleichzeitig noch Palmen im Büro hat, dann sollte man dringend über einen Jobwechsel nachdenken!
3 Tipps für ein besseres Miteinander
Zum Glück habe ich neben der Analyse dieser Typen auch einige Ansätze gefunden, um aus der Misere herauszukommen:
- persönliche Weiterentwicklung (für Mitarbeiter, wie Chefs)
- den Sinn in der Arbeit finden
- miteinander reden
Die drei genannten Punkte sind nicht wirklich neu. ABER, werden sie täglich umgesetzt? Ich behaupte definitiv: NEIN. Denn ein Großteil unsere Probleme im kommunikativen Alltag, sind Probleme bei den Basics…
Doch dazu später mehr. Denn ich bin der Meinung: das sollte die Welt definitiv erfahren…